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Rotenburger Kreiszeitung am 20.08.2005

Nicht übermütig werden

Wolfgang Bosbach referierte zum Wahlauftakt der Union im Landkreis

KREIS ROTENBURG (sf). Viele Christdemokaten hätten ihn gerne im Merkelschen Kompetenzteam gesehen, doch da musste Wolfgang Bosbach dem bayerischen CSU-Innenminister Günter Bechstein den Vortritt lassen. Nichtsdestotrotz gilt der 53-Jährige als heißer Kandidat für einen Ministerposten, wenn es denn am 18. September zu einem Regierungswechsel in Berlin kommt. Bosbach gehört dem Bundestag seit 1994 an, steht seit 2000 Fraktionschefin Merkel als Vize zur Seite und eröffnete offiziell Donnerstagabend im Bürgersaal den Wahlkampf für die Union im Landkreis Rotenburg.

Die CDU müsse - gemeinsam mit den Freidemokraten - "aus der Wechselstimmung eine Mehrheit schmieden", gab Unions-Kreisvorsitzender Albert Rathjen im Rotenburger Bürgersaal die Marschroute vor. "Wir wollen den niedersächsischen Weg gehen", konkretisierte Kandidat Reinhard Grindel, der vor drei Jahren im Bundestag in Wolfgang Bosbach einen innenpolitischen Ziehvater und Freund fand. "Keine Show, kein Infotainment, keine Versprechungen", die man nicht halten könne - damit habe man in Niedersachsen vor drei Jahren durchschlagenden Erfolg gehabt, blickte Grindel zurück, und schwor seine Parteifreunde im Landkreis aufs Kämpfen ein: "Es soll deutlich besser werden als 2002". Will meinen: Reinhard Grindel möchte den Wahlkreis Rotenburg-Verden diesmal direkt holen.

Wolfgang Bosbach würde bei der Wahl des beliebtesten Kollegen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Abstand das Rennen machen, zumal er "Kompetenz und Fröhlichkeit, Charme und Kameradschaft" in seiner Person vereinige und überdies komplizierte Sachverhalte verständlich vermitteln könne.

Wolfgang Bosbach, direkt gewählter Abgeordneter aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, wurde im Bürgersaal der Beschreibung voll und ganz gerecht. Er traf den Nerv seines Publikums, das ihn mit stehenden Ovationen verabschiedete. Als gewiefter Rhetoriker zog Bosbach die Zuhörer mit knappen Formeln auf seine Seite: Schöne Grüße aus dem CDU-regierten Nordrhein-Westfalen - Applaus - Von Niedersachsen lernen, heißt Siegen lernen -  Applaus - Politik verdirbt nicht den Charakter, Charaktere verderben die Politik ... Bosbach warnte vor dem Hintergrund der Umfragen davor, übermütig zu werden: "Die Leute wollen uns kämpfen sehen." Er mahnte seine Partei, Personaldiskussionen genau so wie Sachdiskussionen hinter verschlossen Türen zu führen. Der Wahlkampf sei "eine wunderschöne Sache" und "das beste Werbemittel ist ein gutes Argument". Der Bürger müsse davon überzeugt werden, dass "die Union nicht das geringere Übel, sondern die bessere Alternative" sei, fasste Bosbach die Strategie zusammen, und empfahl, den Blick auf die unionsregierten Bundesländer zu richten, "in denen es sich besser leben lässt". Am 18. September stehe eine Richtungsentscheidung an: "Weiter bergab oder wieder bergauf". Die SPD setze im Wahlkampf auf "abseitige Themen", um von ihrem Versagen abzulenken. Die CDU müsse dagegen halten; es gehe um "Arbeit, Arbeit, Arbeit". Innenpolitisch wird die Union im Wahlkampf insbesondere die zunehmende Gefahr durch den Islamismus thematisieren: "Terroristen lassen sich nicht durchs Strafrecht abschrecken."

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