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Verdener-Aller-Zeitung am 07.08.2004

Vom Kleinhandel zum Weltkonzern

Vitakraft fühlt sich als deutsches Unternehmen allzu oft von der großen Politik behindert

Von Manfred Brodt

Achim (mb). Als 1837 Heinrich Wührmann die Waren- und Futtermittelhandlung in Heiligenrode gründete, ahnte niemand, dass daraus der weltweit tätige Vitakraft-Konzern für Heimtiernahrung und -zubehör würde, heute mit Sitz in Achim und Bremen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel lernte jetzt mit Achimer Parteifreunden das Erfolgsunternehmen kennen, das 2500 Mitarbeiter in Deutschland, Europa, den USA und Asien beschäftigt. Das Stammhaus hat seinen Sitz in Bremen/Achim, wo in mehreren Werken 800 Menschen arbeiten, 400 in der Zentrale Uphusen/Mahndorf.
3500 Artikel verkauft Vitakraft an 5000 Handelspartner, pro Tag werden 1,7 Millionen Produkte oft in drei Schichten produziert. Der Marktanteil in den Fachgeschäften liegt bei 70 bis 80 %. Nimmt man die auftrumpfenden Discounter hinzu, beträgt die Quote 45%.
Der Heimtiermarkt ist riesig. Jeder dritte Deutsche hält sich ein Tierchen. 22,8 Millionen Kreaturen sind das: 7,3 Millionen Katzen, 5 Millionen Hunde, 4,6 Millionen Vögel, 5,9 Millionen Kleintiere und 1,9 Millionen Aquarientiere.
Haustiere sind nicht nur etwas für Einsame. Je mehr Personen im Haushalt leben umso eher gehört ein Haustier zu den Bewohnern. Für Kinder sind Tiere wichtig, für die Entwicklung der Emotionalität ebenso wie des Verantwortungsgefühls.
Fast 90 Prozent der Heimtierhalter sind 30 Jahre und älter, wobei bis ins hohe Alter alle Altersgruppen recht gleich vertreten sind.
Drei Milliarden Euro Umsatz werden auf dem deutschen Heimtiermarkt erzielt, davon drei Viertel durch Nahrung überwiegend für Hunde und Katzen und ein Viertel durch sonstiges Zubehör für die Liebsten.
Grindel zeigte sich beeindruckt von der Größe und Vielfalt, nahm aber auch Klagen mit. So ärgert sich die Vitakraft-Führungsspitze um Klaus Piepmeier (Geschäftsführer Produktion/Einkauf), Peter Hänsli (Geschäftsführer Vertrieb), Jörg Stein (Vertriebschef Deutschland) und Dieter Meyer (Marketing-Chef), dass der deutsch Markt durch bürokratisch-politsche Reglementierungen zur Heimtierhaltung erschwert bis zerstört werde. Eine undifferenzierte Behandlung der Problematik gefährlicher Kampfhund zum Beispiel habe zur allgemeinen Ablehnung und Abnahme großer Hunde und dem Wegbrechen des entsprechenden Futtermarktes geführt.
Hänsli: "Wir sind ein deutschstämmiges Unternehmen, das auch in Deutschland bleibt. Aber man darf es uns im eigenen Land nicht so schwer machen." Klaus Piepmeier ist verärgert, dass ein Konkurrent, der sein Werk von Krefeld nach Halle unter Abbau von Arbeitsplätzen verlegte, 43% Subventionen für das neue Werk bekam. Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete findet solche Zuschüsse für Firmenansiedlungen in Ostdeutschland nicht in Ordnung. Der Aufbau Ost sollte sich auf die Infrastruktur beschränken, meint er. Möglicherweise gehe eine solche Firma Jahre später weiter in ein noch ärmeres Land wieder mit weniger Arbeitsplätzen und satten Subventionen, kritisierte die Runde.
Ernüchternd fiel die Antwort auf die Frage Grindels aus, ob mit öffentlicher Unterstützung im Niedriglohnbereich Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Während die Arbeitsstunde in Deutschland 27 Euro kostet, in Osteuropa Löhne um drei Euro gezahlt werden, sind in China 30 Cent für die Arbeitsstunde aufzubringen.
Da könnten solche Programme vielleicht weiteren Abbau von Arbeitsplätzen verhindern, aber keine neuen schaffen, hieß es aus der Konzernspitze.

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